An der Mündung des Tibers gelegen, wurde Ostia im 4. Jh. v.Chr. als militärischer Stützpunkt „Castrum“ zur Verteidigung der Tibermündung und damit Roms gegründet.

Sehenswürdigkeiten in Ostia Antica

Ostia Antica (Rom Sehenswürdigkeiten Karte)

Lage von Ostia Antica

Die Stadt von ehemals 50.000 Einwohnern vor den Toren Roms ist als Freiluftmuseum in ihren Strukturen noch gut erhalten und mit der Metro oder per Bootsfahrt auf dem Tiber erreichbar.

Gepflasterte Zufahrtsstraße zum Theater in Ostia Antica
Gepflasterte Zufahrtsstraße zum Theater in Ostia Antica

Ostia lag an einer ca. 4 km langen Küste zum Mittelmeer und direkt an der Tibermündung.

Der Name Ostia bedeutet im lateinischen ostium – Flussmündung.

Die Etrusker bewohnten in dieser Zeit das rechte Tiberufer, die Römer waren links des Tiber (flussabwärts gesehen) angesiedelt.

An der Tibermündung wurde  ein wichtiger Rohstoff abgebaut: Salz aus den Salinen. Salz war als Konservierungsstoff für Lebensmittel wertvoller als Gold.

Durch die Verlandung des Tibers liegt Ostia heute ca. 4 km vom Meer entfernt. Nach einer gewaltigen Überschwemmung im 16. Jh. hat der Tiber sein Flussbett geändert, so dass Ostia kaum noch wenig tangiert wird.
Übrig geblieben ist die Verbindungsstraße „Ostiense“ zwischen Rom und Ostia.

Geschichte von Ostia Antica

Geschichtsschreibungen gehen auf eine Gründung Ostias in das 7. Jh. v.Chr. unter Anco Marzio zurück. Aus dieser Zeit gibt es jedoch keine Fundstücke.

Die ältesten Gebäude stammen aus dem 3. Jh. v. Chr. und umfassen den inneren Teil, das Castrum.

Ein Castrum wurde immer als ein rechteckiges Gebiet angelegt, das in 4 gleiche Teile, die quartieri - Viertel, aufgeteilt war. Quartiere - Viertel ist bis heute als Begriff für einen Stadtbezirk erhalten geblieben.

Forum Romanum Ostia
Kapitol im Forum von Ostia

Unter dem 1. römischen Kaiser Augustus (23.9.63 v.Chr. – 19.8.14 n.Chr.) setzte der wirtschaftliche Erfolg Ostias ein.

Die Blütezeit Ostia war von 100 v.Chr. bis 200 n.Chr. Seine größte Expansion und wirtschaftliche Bedeutung erlebte Ostia als Handelsstadt, um Rom mit seinen 1 Mio. Einwohnern zu versorgen. Der größte Teil der ankommenden Waren (vor allem Wein, Olivenöl und Getreide aus Afrika) wurde umgeschlagen von großen Schiffen auf  kleine Flussboote und flussaufwärts auf dem Tiber nach Rom verschifft. Man benötigte ca. 3 Arbeitstage mit Trawlern für die 23 km lange Strecke von Ostia nach Rom.

Nördlich des Tiber wurde unter Kaiser Trajan ein Kanal künstlich abgezweigt, die fossa Trajana. Er diente dazu, das Be- und Entladen der Schaffe auch bei bewegter See zu ermöglichen und sollte der zunehmenden Versandung der Flussmündung entgegen wirken.

Der Kanal fossa Trajana wurde später als Fiumicino: kleiner Fluss bezeichnet.

In seiner zweiten Phase wuchs Ostia weiter und wurde von römischen Patriziern als Zweitwohnsitz am Meer genutzt. Die Stadt wurde erweitert und umfasste in ihrer Blütezeit bis zu 60.000 Einwohner, zum größten Teil der Mittelschicht (Händler, Großhändler, Handwerker), die größtenteils die Insula (mehrstöckige Häuser) bewohnten. Die Unterschicht bildeten die Sklaven, wobei es auch unter den Sklaven Rangordnungen gab.

Nach dem Niedergang Roms und dem Schrumpfen der Bevölkerung auf ca. 10.000 verlor Ostia seine Bedeutung als Versorgungspunkt und Warenumschlagplatz.

Bevölkerungsstruktur und Handel

In Ostia hatten sich drei Kasten herausgebildet: Patrizier, Handwerker und Händler (größte Gruppe) und Sklaven ohne Rechte, jedoch auch hier gab es mehrere Schichten.

  • Vertreter und Großhandel
  • Handelsreisende, Bed&Breakfast
  • Schiffsbauer
  • Schauerleute

Das römische Forum in Ostia

Das Forum von Ostia war, wie in jeder römischen Stadt, der zentrale Platz mit den wichtigsten zivilen und religiösen Einrichtungen. Zum Kapitol, das den römischen Hauptgöttern Giove (Jupiter, Vater aller Götter), Juno (Giunone, seine Braut, Göttin der Fruchtbarkeit und Beschützerin des römischen Staates) und Minerva (Göttin der Stadt, des Krieges und der menschlichen Aktivität) gewidmet war, stieg man die Freitreppe zum Proaos mit ehemals 6 Säulen empor.
Die Kurie, wo politische und juristische Entscheidungen getroffen wurden sowie Tempel und Basilika vervollständigten das Zentrum um das Straßenkreuz von Via Cardo (Nord-Süd-Achse) und Via Decumano (Ost-West-Achse).

Wohnen in Ostia Antica - Domus oder Insula

Mehrstöckige Häuser Insula
Mehrstöckige Häuser Insula

Die Wohnverhältnisse entsprachen ebenfalls den Kasten: Es gab die Domus für die Patrizierfamilien. Eine Familie bewohnte mit ihren Sklaven ein Haus, meist ausgestattet mit hellem Innenhof und Grundstück mit Kräutergarten, Fontana und Skulptur.

Die Insula waren 4-5 geschossige Häuser, in denen sich in der unteren Etage Geschäfte und die Bottega der Handwerker befanden. Im ersten Stock war meist das Bordell untergebracht, darüber wohnten die Familien, wobei oben die Ärmsten wohnten. Es wurde untervermietet und nach oben wohnten immer mehr Menschen in einem Raum. Die Etagen waren durch Holztreppen miteinander verbunden. Hausbrände waren an der Tagesordnung und für die Bewohner der oberen Etagen gab es selten ein Entrinnen.

Das tägliche Leben in Ostia Antica und eine moderne Bedürfnisanstalt

Der Tag begann je nach Jahreszeit 4:30 / 5:00 Uhr mit dem ersten Sonnenstrahl.

Sonnenuhren zeigten die Zeit. Der Arbeitstag endete gegen 13:00 Uhr, danach hatten die Ostienser Freizeit, die großenteils in den Thermen verbracht wurde. Eine Stunde vor Sonnenuntergang wurde zu Abend gegessen.

Latrinen in Ostia
Sitzungen im Latrinensaal - Sklaven sorgten für Sauberkeit

Die tägliche Notdurft wurde in öffentlichen Latrinen erledigt. Dafür dienten U-förmig angeordnete Marmorbänke mit 20 Sitzplätze mit Aussparungen. Im Kanal unter den Latrinen floss ständig frisches Wasser, das in den Tiber weiter floss. Die Latrinen waren durch Drehtüren vor Blicken von außen geschützt. Der Sklave vom Dienst hielt den Raum peinlich sauber und wusch die Schwämme aus, die zur Körperreinigung genutzt wurden.

Via dei Mulini - eine moderne Produktionsstraße

Via dei Mulini
Via dei Mulini: massive Speicher dienten der Lagerung von Getreide

Die Via dei Mulini wurde von Archäologen nach dem Gewerbe benannt, das den gesamten Straßenzug dominierte. In der Nähe des Hafens befindlich, wo Getreide, Wein, Öl, sowie Stoffe und alle Waren des täglichen römischen Bedarfs aus dem gesamten römischen Reich angeliefert wurden, befanden sich ganz in der Nähe zum Hafen die massiven Speicher (Grandi Horrea) für Getreide. Ein Straßenzug umfasste einen Komplex von 64 Zellen aus Stein.

Mühle in Via Mulino, Ostia
Mühle mit Bäckerei in Via dei Mulini

Die Speicher für die Getreidesäcke besaßen einen doppelten Boden für die Luftzirkulation. Da die Getreidesäcke die Eigenschaft besitzen zu „fließen“ und um ein Einstürzen zu verhindern, waren die Haupttrennmauern aus massivem Vulkansteinen gebaut und ca. 50 cm dick.

Zunftschilder bezeichneten die Häuser der Handwerker
Zunftschilder bezeichneten die Häuser der Handwerker

Ein gutes Beispiel für den hohen Organisationsgrad im alten Rom war die Produktionskette zur Herstellung von Brot mit extrem kurzen Wegen:

Die ebenfalls aus Tuffstein gepflastert Steinstraße führte vom Hafen zur Via dei Mulini.

Gegenüber den Speichern befanden sich die Mühlen ebenfalls aus Tuffstein, in die kontinuierlich Getreide zugeführt wurde.
Esel drehten die Mühlen, aus denen das Mehl floss und aufgefangen und in die benachbarte Backstube gebracht wurde, wo es sofort verarbeitet wurde.

Es gab 3 Qualitäten von Mehl, die dem gesellschaftlichen Stand und dem Einkommen der Bevölkerung entsprachen: fein gemahlenes Mehl (Typ 00) für die Patrizier, Vollkornmehl für den Mittelstand und grobes Mehl für die Ärmeren.

In der Backstube bereitete man den Teig zu, setzte ihm Hefe zu und ließ ihn in zwei Stufen gehen.

Nach der zweiten Garstufe wurde das Brot gebacken und im zugehörigen Laden zur Straßenseite der Via Mulini verkauft.

Urbane Einrichtungen in Ostia

Fischhändler
Fischhändler Tabernae dei Pescivendoli
  • Fleischmarkt Macellum: Auf dem Marmorplatz mit Fontana befand sich in der Mitte eine Abwasserrinne sowie ein Tisch auf Säulen, auf dem die Ware präsentiert wurde.
  • Fischhändler Tabernae dei Pescivendoli mit Becken für lebende Fische und Tischen zum Ausnehmen der Fische. Gut erhalten ist ein Mosaik, das einen Delphin zeigt, der einen Tintenfisch fängt.
  • Feuerwehr Caserma dei Vigili mit bis zu 400 Feuerwehrleuten
  • Wäscherei und Färberei Fullonica
  • Schule für Schiffbau

Thermopolium: Gasthaus, Fast Food und Drive in, was die Römer aßen

In Via di Diana befindet sich das Gebäude, das als Gasthaus identifiziert wurde. Im ersten Stock befanden sich Balkone, die zur Straße führten. Die Gaststube befand sich im Erdgeschoss. Der in mehrere Abschnitte geteilte Raum umfasst in der Mitte eine Art Theke für den schnellen Verzehr. Auf dem dreistufigen Regal wurden die Speisen dun Getränke präsentiert. Unter der Theke befinden sich Becken, die mit Wasser gefüllt waren und für den Abwasch dienten.

Thermopolium
Thermopolium, die Taverne in Via Diana

Der Innenraum war mit Fresken schön dekoriert. Es wurden auch warme Gerichte serviert, die in der Küche (rechts) frisch zubereitet wurden. Zu sehen sind noch ein Ofen und ein in die Erde eingelassenes Gefäß, das der Kühlung des Öls diente.
Gekocht wurde grundsätzlich mit Olivenöl, Butter war medizinischen Zwecken vorbehalten.

Im Hof waren lange Tische und Bänke aufgestellt und in der Mitte lieferte die Fontana stets frisches Wasser.

Drei Mahlzeiten waren typisch im römischen Alltag. Mehr Informationen: Zu Tisch im alten Rom, was die Römer aßen und tranken.

Thermen als Fitness- und Beautyfarmen

Die Thermen waren immer nach demselben Schema aufgebaut und in Ostia gab es drei Thermen für die verschiedenen Bevölkerungsschichten. Der Eintritt war gering, so dass sich jeder Bürger diesen Luxus leisten konnte.

Mosaik in den Thermen
Mosaikfußböden in den Thermen

Seit Augustus wurden strenge moralische Richtlinien eingeführt und das Baden in den Thermen war nach Geschlechtern getrennt. Bekleidet waren die Menschen mit Togas  und Leinentüchern, die durch Wassereinwirkung quasi durchsichtig wurden.

Die Thermen dienten der Gesunderhaltung, der erste Raum war ein Solarium, ein der Nachmittagssonne zugewandter Raum mit natürlichem Sonnenlicht. Danach kam eine Art Fitnessraum und das Tepidarium mit angenehmen Temperaturen, um den Aufwärmzustand weiter zu fördern. Mit Schabern wurde der Schweiß von der Haut gewischt, der im anschließenden Caldarium (Sauna) in Strömen floss. Die Wärme dafür wurde durch Heißwasser erzeugt, das außerhalb der Thermen durch Holzverbrennung erzeugt und durch eine Zwischenebene geleitet wurde. Kühlende Marmorplatten als Sitzgelegenheit verhinderten ein Verbrennen.

Thermen Ostia
Thermen: Caldarium mit Sitzbänken aus Marmor

Den Anschluss bildete das Frigidarium, ein wassergekühlter gekühlter Raum mit Kaltwasserbecken zum Eintauchen.

Die Thermen waren reich dekoriert und die Fußböden bestanden aus großartigen Mosaikbildern.

In der oberen Etage der Thermen waren Friseur, Maniküre und Kosmetik untergebracht. So geputzt und gestylt, konnte das Abendprogramm beginnen.

Vergnügen im Theater und Bordelle

Teatro Romano

Eine bedeutende Rolle hatte das Theater mit Zuschauerrängen in mehreren Etagen. Die Sitzverteilung auf den bis zu 4000 Sitzplätzen war streng reglementiert. Unten saßen die Patrizier, darüber die angesehenen Händler, darüber die Ehefrauen und danach die Bediensteten.

Teatro Romano
Teatro Romano in Ostia Antica

Es wurden alle Arten von Stücken aufgeführt, von Konzerten bis Pantomime, von klassisch bis Komik.

Wie in heutigen Theatern gab es den Orchestergraben. Dahinter befand sich die Bühne, deren Bühnenbild durch Ablassen der Requisiten in einen Graben gewechselt werden konnte. Die Bühne wurde durch eine Reihe Säulen dekoriert.

Eingang und Ausgang zum Theater waren reich dekoriert. Im Ausgangstor sind seitlich in der Wand zwei Schächte eingelassen, durch die das Theater geflutet werden konnte, um Wasserspiele mit Nymphen der griechischen Mythologie aufzuführen.

Auch heute werden in den Sommermonaten Theaterstücke im Teatro Romano in Ostia Antica aufgeführt.

Bordelle

In der ersten Etage der Insulae waren meist die Bordelle untergebracht. Es war durchaus üblich, dass sich Männer das Vergnügen gönnten.
Wenn Händler in die Stadt kamen, wurden Zimmer an sie vermietet, teilweise mit Zusatzservice. Das bedeutete, dass die Ehefrau dem Fremden angeboten wurde.

Tempel und Glauben

Die christliche Religion spielt offensichtlich in der Blütezeit der Hafenstadt Ostia noch keine Rolle, es wurden die griechischen Götter verehrt. Dies entspricht ebenfalls dem Aufbau der Villa des Kaisers Hadrian in Tivoli.

Tempel von Roma und Augustus im Castrum
Tempel der Göttin Roma und Augustus im Forum von Ostia

Necropoli, die Stadt der Toten

Der Friedhof befand sich am Stadteingang und war Aushängeschild von Ostia. Gemeißelte Särge aus Stein in verschiedenen Qualitäten, mit Dekorationen säumen den Weg. Das Wort Sarkophag bedeutet im griechischen: mangia carne – Fleischfresser. Neben der Sargbestattungen gab es bereits die Feuerbestattung, was an dem Krematorium, bestehend aus 4 Kammern zu erkennen ist.

Familiengräber in Ostia Antica
Necropoli: Nischen in den Wänden zur Aufbewahrung der Knochen

Familiengräber waren in Monumenten in Hausform untergebracht.

Weiter gab es dreistöckige Gebäude, in deren unteren Etage sich die Massengräber der Sklaven befanden.

Räume mit in die Wände eingelassenen Nischen dienten zur Aufbewahrung der Knochen.

Anfahrt und Besichtigungen

Scavi di Ostia
Via dei Romagnoli, 717
00119 Ostia Antica – Roma

Metro Haltestelle Magliana mit dem Vorortzug Richtung Lido di Ostia, Haltestelle Ostia Antica (Fahrzeit 20 min).

Fotos auf der Website: Mit freundlicher Genehmigung des Archivio Fotografico del Parco Archeologico di Ostia Antica.

Fotografieren ist für den privaten Gebrauch erlaubt. Veröffentlichungen bedürfen der Genehmigung.

Bootsanlegestelle Ostia Antica
Hafen von Ostia Antica heute